Arbeitswelt von morgen: Blick in die Kristallkugel
17.05.2020

Die Arbeitswelt von morgen: Ein Blick in die Kristallkugel

Von Sami Steinbach, Vorstandvorsitzender der Angermann Real Estate Advisory AG

 

(Urheberrechtsvermerk Headerbild: iStock.com /shutter_m)

Eine Pandemie diskutiert nicht, sie befiehlt. Die Auswirkungen von Covid-19 zwangen nahezu alle verwaltenden Organisationen ins Homeoffice. Von jetzt auf gleich war unsere Arbeitswelt nicht mehr die gleiche. Entgegen dem zu befürchtenden Stillstands, bewiesen eine Vielzahl der Unternehmen jedoch, dass sie, selbst auf so einschneidende Veränderungen, schnellstmöglich reagieren und weitestgehend funktionsfähig bleiben können. Die oft gescholtenen deutschen Telekommunikationsnetze erweisen sich als stabil, wodurch sich die ins Homeoffice ausgelagerten Aufgaben dezentral deutlich besser bewerkstelligen lassen, als vielerorts angenommen.

In Folge dieser positiven Nachricht wurde euphorisch sofort der Ruf nach einem gesetzlichen Recht auf Homeoffice für Arbeitnehmer laut. Dabei werden jedoch mehrere Aspekte außer Acht gelassen. So sind nicht alle Aufgaben und Tätigkeiten im Homeoffice zu leisten. Auch hat nicht jeder Mitarbeiter die notwendigen Fähigkeiten, um in den eigenen vier Wänden dauerhaft konzentriert und ergebnisorientiert zu arbeiten. Hinzu kommt: Viele Führungskräfte müssen erst noch lernen, mit dieser neuen Situation umzugehen und ihr Team effektiv dezentral zu leiten. Nicht wegdiskutieren lässt sich zudem die Frage, inwieweit überhaupt jeder Arbeitnehmer zu Hause die richtigen Arbeitsbedingungen hat. Hamburg ist beispielsweise eine Single-Hochburg, was zugleich bedeutet, dass es relativ viele kleinere Haushalte gibt. Es ist nur schwer vorstellbar, dass diese alle Wohnen und Arbeiten unter einem Dach für die kommenden Jahre bewerkstelligen können und auch wollen. Dauerhaft Schreibtisch, Bürostuhl sowie 1-2 große Bildschirme in einem EDV-gerecht beleuchteten Schlaf- oder Wohnzimmer zu haben, ist bestimmt nicht jedermanns Sache.

Offene Büroraumstruktur
(Bildquelle: iStock.com / PrettyVectors)
Doch wie könnte die Arbeitswelt von morgen aussehen? Da auf nicht absehbare Zeit Abstandsregelungen einzuhalten sind, werden sich Arbeitgeber darauf einstellen müssen, ihre Büroflächen den behördlichen Vorgaben entsprechend zu möblieren. Die hohe Arbeitsplatzverdichtung der letzten Jahre in offenen Raumstrukturen sind auf einmal nicht mehr praktikabel und bedürfen nun einer Veränderung. Alte Zellenstrukturen, die eine fließende Kommunikation in den Unternehmen eher behindern, sind hierbei keine Lösung. Mehr Platz und eine lockerere Möblierung sind dagegen als Alternative gerade jetzt angesagt. Für die Mitarbeiter wird dies eine verbesserte Raumakustik sowie deutlich angenehmere raumklimatische Bedingungen bedeuten. Durch neue, aufgelockerte und ansprechendere Möblierungskonzepte lässt sich die Arbeitsplatzattraktivität deutlich erhöhen und „Home & Office“ werden noch mehr verschmelzen. Der so wichtige spontane Austausch von Ideen und die nicht ersetzbaren zwischenmenschlichen Kontakte, die bei einem ausschließlichen Heimarbeitsplatz fehlen, bleiben dadurch erhalten. Fakt ist, wer viel auf das „Wohlfühl-Konto“ seiner Belegschaft einzahlt, wird neben gesunden und motivierten Mitarbeitern auch mit mehr Effizienz, einer höheren Produktivität und Rentabilität belohnt.

 

 

Die Erstveröffentlichung des Artikels erfolgte in leicht gekürzter Fassung am 16.05.2020 als "Schlüsselwort" in der Welt.

Sami Steinbach, Vorstandsvorsitzender der Angermann Real Estate Advisory AG
Autor Sami Steinbach, Vorstandvorsitzender der Angermann Real Estate Advisory AG