Interview zur aktuellen Lage auf dem Bürovermietungs- und Investmentmarkt: „Es entsteht eine neue Dynamik“

Was passiert eigentlich hinter den Türen von Unternehmen wie der Angermann Real Estate Advisory AG und der Angermann Investment Advisory AG? Und auf welche Weise profitieren die Bereiche Vermietung und Investment voneinander? Wir haben bei Markus Gabriel, Investment-Vorstand der Berliner Niederlassung, und Fabian Runge, Direktor der Vermietungsabteilung in Berlin, einmal genau nachgefragt. 

bürosuche.de: Lieber Herr Gabriel, lieber Herr Runge, inwiefern arbeiten die Angermann Investment Advisory AG und die Angermann Real Estate Advisory AG zusammen?

Markus Gabriel: Die Zusammenarbeit zwischen Vermietung und Investment ist bei uns stark verzahnt. Wir stehen im ständigen Austausch, um unseren Kunden eine vollumfängliche Beratungsdienstleistung zu bieten und für sie marktrealistische Strategien zu entwerfen. Als Investmentberater erfrage ich beispielsweise im Vermietungsteam, welche Mietpreise für ein Objekt, das ich betreue, marktkonform sind und wie viel der Eigentümer in die Flächenausstattung investieren muss, damit das Mietobjekt auf dem Markt konkurrenzfähig ist und erfolgreich vermietet werden kann.

Fabian Runge: Auch wenn es innerhalb der Wertschöpfungskette grundsätzlich unterschiedliche Zeitpunkte für die Dienstleistungen der beiden Bereiche gibt, ist es aus unserer Sicht entscheidend, dass wir im ständigen Austausch stehen. Wir betrachten die Prozesse ganzheitlich, um auf Grundlage der neusten Entwicklungen und Trends individuelle Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.  

bürosuche.de: Wie sieht so eine strategische Abstimmung aus?

Markus Gabriel: Im Vorfeld der Strategieentwicklung müssen gemeinsam Antworten auf unterschiedliche Fragestellungen gefunden werden.

Fabian Runge: Wir fertigen beispielweise Standortanalysen an oder entwickeln individualisierte Vermarktungsstrategien. Ein guter Immobilienberater behält bei der strategischen Planung alles im Blick: zum Beispiel die Konkurrenzsituation, die Zielgruppenanalyse, die Nachfragesegmente oder die Bedürfnisse sowie Anforderungen der Suchenden. Hierzu zählt aktuell u.a. die Erfüllung der ESG-Kriterien – sowohl auf Mieter- als auch auf Vermieterseite.

Markus Gabriel: Ziel ist es, nicht nur ein vermietungs-, sondern auch ein investmentfähiges Produkt zu entwickeln.

bürosuche.de: Sind Sie beide ausschließlich in Ihren Bereichen Experten oder haben Sie auch Expertisen in dem jeweils anderen Bereich?

Markus Gabriel: Für eine interdisziplinäre Beratung muss man sich in beiden Bereichen auskennen. Ich habe sechs Jahre lang in der Vermietung gearbeitet, bevor ich in das Investmentsegment gewechselt bin.

Fabian Runge: Aufgrund der zunehmenden Komplexität ist es für eine fundierte Beratungsleistung empfehlenswert, sich in beiden Bereichen auszukennen.

bürosuche.de: Wie sieht der Markt aktuell für die Investment-Branche aus?

Markus Gabriel: Durch die Gespräche mit anderen Immobilien-Experten auf der Expo Real vor einigen Wochen habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Akteure der Immobilienbranche im Hier und Jetzt angekommen sind. Dazu gehören auch das aktuelle Zinsniveau und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Verkäufer und Investoren rücken bei ihren Vorstellungen des Kaufpreisniveaus wieder näher zusammen. Es entsteht dadurch eine neue Dynamik auf dem Immobilienmarkt, denn die Investoren wollen jetzt handeln. Die letzten Monate waren gekennzeichnet von einem Stillstand auf dem Investmentmarkt, weil alle Beteiligten abgewartet haben, ob sich an den Rahmenbedingungen noch etwas ändert. 

bürosuche.de: Machen sich äußere Einflussfaktoren wie z.B. steigende Zinsen zuerst bei der Vermietung oder bei dem Verkauf von Immobilien bemerkbar?

Fabian Runge: Der Immobilienmarkt ist träge und reagiert mit Verzögerung auf die unterschiedlichen Ereignisse. Dennoch ist es so, dass Veränderungen erst auf dem Investmentmarkt und zeitversetzt auf dem Vermietungsmarkt spürbar werden. Dies kann bis zu 12 Monate dauern. 

bürosuche.de: Gibt es aktuell spannende Entwicklungen an den Märkten?

Fabian Runge: Der Trend einer überproportionalen Nachfrage in den 1-A-Bürolagen der Hauptstadt hat sich einmal mehr bestätigt. Außerdem werden die in soliden Entscheidungsprozessen festgelegten Anmietungskriterien, wie die Erfüllung von Nachhaltigkeitsstandards und eine hohe Gebäudequalität, kompromisslos verfolgt. Allgemein ist festzustellen, dass viele Bürosuchende zwar eine Reduzierung ihrer Mietflächen vornehmen wollen, gleichzeitig jedoch für die Erfüllung ihrer gehobenen Anforderungen bereit sind, bezogen auf den Quadratmeterpreis, ihr Budget zu erhöhen. Die gegensätzliche Entwicklung der steigenden Spitzen- und der sinkenden Durchschnittsmiete im Verlauf des 3. Quartals ist ein Resultat dieser Entwicklung.


Markus Gabriel: In größeren Gebäudekomplexen werden in näherer Zukunft wahrscheinlich nicht mehr ausschließlich Büros untergebracht sein, sondern es wird eine Nutzungsdurchmischung stattfinden mit Wohneinheiten, Arztpraxen, Läden, Gastronomie – kurz: mit allem, was eine Immobilie auch nach Büroschluss um 18 Uhr lebendig macht.