Sind Sie sicher, dass Sie dieses Objekt aus Ihrer Merkliste entfernen möchten?
Der Büroalltag folgt vielen Regeln. Die meisten sinnvoll, manche überraschend streng, andere ziemlich skurril. Doch hinter vielen dieser internationalen Bürogesetze steckt mehr als schräge Bürokratie. Wir zeigen dir, welche Regelungen es weltweit gibt und warum sie uns etwas über moderne Arbeitskultur, Gesundheitsschutz und New-Work-Trends verraten.
Dass es Ärger mit dem Chef gibt, wenn du versehentlich Kundendaten herausgibst oder die sensationelle Idee für den nächsten Pitch einen Tag zu früh postest, ist erwartbar. Andere Vorschriften im Büroalltag erwartet man nicht unbedingt. Ein genauer Blick in die international geltenden Regeln fördert manch eine Büro-Kuriosität ans Tageslicht.
Nach der morgendlichen Dusche noch schnell durch den Parfümnebel geschritten und dann ab ins Büro. In Kanada könntest Du jetzt an deinem Arbeitsplatz Probleme bekommen. Hier setzen immer mehr Unternehmen auf „duftfreie“ Büros, in denen intensiv riechende Produkte wie Parfums oder Deos oder stark riechende Speisen nicht gern gesehen sind.
Was auf den ersten Blick vielleicht als Büro-Kuriosität erscheint, hat auf den zweiten Blick einen ernst zu nehmenden Hintergrund: Das duftfreie Büro dient dem Schutz von Mitarbeitenden, die sensibel auf Gerüche reagieren. Diese Sensibilität kann Symptome wie Kopfschmerzen, Atemnot, Appetitlosigkeit, Übelkeit oder auch Schwindel auslösen.
Feierabend bleibt Feierabend: In Frankreich müssen sich Chefs gedulden, wenn sie ihre Mitarbeitenden nach Büroschluss erreichen wollen. Denn seit 2017 gilt dort in Unternehmen, die über 50 Mitarbeiter beschäftigen, das Bürogesetz „Recht auf Unerreichbarkeit“.
Konkret heißt das:
Du darfst nach Feierabend dein Smartphone ausschalten, ohne Angst vor Repressalien. Chefinnen und Chefs dürfen zwar weiter E-Mails schreiben oder anrufen, müssen aber akzeptieren, dass du dir nicht verpflichtet fühlst, sofort zu reagieren.
Hinter diesem Gesetz steht ein Ziel, das weit über Frankreich hinaus diskutiert wird: Dauerstress reduzieren, mentale Gesundheit schützen und dem Trend zur „Always-on“-Kultur etwas entgegensetzen. Die französische Regierung sieht digitale Entlastung als echten Wettbewerbsfaktor, denn ausgeruhte Mitarbeitende arbeiten langfristig kreativer und produktiver.
Auf dem Weg zur Arbeit schnell einen Coffee-to-go schnappen und damit ab ins nächste Meeting? In Schweden wirst du damit eher schief angeschaut. Denn hier ist Fika, die tägliche, meist kollektive Kaffeepause, ein sozialer Fixpunkt im Büroalltag. Wenn Fika-Zeit ist, treffen sich Kolleg:innen bewusst auf einen Kaffee, Zimtschnecken oder anderes Gebäck. Es geht nicht nur um die Pause selbst, sondern um Verbindung: Gespräche, die nicht zwischen Tür und Angel stattfinden, sondern in ruhiger Atmosphäre. Manche Unternehmen verankern Fika sogar explizit im Arbeitsvertrag.
Warum?
Weil Fika die Zusammenarbeit verbessert. Es stärkt Teamgefühl, Wissensaustausch und sorgt dafür, dass man Probleme ansprechen kann, bevor sie eskalieren. Arbeitgeber in Stockholm und Göteborg berichten sogar von messbaren Effekten auf Zufriedenheit und Innovationskraft.
In einer Arbeitswelt, in der mentale Gesundheit und Teamdynamik immer wichtiger werden, ist Fika fast schon ein strategisches Werkzeug – verpackt in Zimtschnecken.
Willkommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und der begrenzten Beschwerden. Einige US-Unternehmen haben offiziell festgelegt, dass Mitarbeitende nicht ohne Lösungsvorschlag meckern dürfen. Klingt witzig, ist aber ein echtes HR-Konzept: Wer jammern will, muss gleichzeitig mindestens eine realistische Alternative mitbringen.
Warum das Ganze? Weniger Negativstimmung, weniger interne Energieverluste und mehr Fokus auf Lösungen statt Stimmung.
Praktisch heißt das:
„Der Drucker ist schon wieder kaputt!“
Zulässig nur als: „Der Drucker ist schon wieder kaputt – ich habe hier drei Angebote für neue Modelle.“
Nervös vor einem Pitch in Singapur? Dann greif besser nicht in die Kaugummi-Dose. Kaugummikauen ist nämlich in Singapur gesetzlich verboten. Zumindest fast. Ausnahmen gelten lediglich für medizinisch notwendige Sorten, etwa Nikotin-Kaugummis.
Die Regel wirkt streng, hat aber einen praktischen Ursprung: Weggeworfene Kaugummis verschmutzten früher regelmäßig Züge, Gehwege und Rolltreppen. Die Regierung entschied daher, das Problem an der Wurzel zu packen, mit einem landesweiten Verbot, das bis heute gilt.
Für internationale Geschäftsreisende bedeutet das: besser zweimal prüfen, was im Handgepäck landet. Für Unternehmen in Singapur zeigt es, wie ernst Sauberkeit und Ordnung im öffentlichen Raum genommen wird – Werte, die sich auch im Büroalltag widerspiegeln.
Klingt im ersten Moment wie ein Scherz, ist aber in einigen indischen Behörden tatsächlich gelebte Praxis: Zu viel Höflichkeit ist unerwünscht.
Der Grund ist ebenso pragmatisch wie überraschend: In vielen Behörden laufen täglich Tausende bis Millionen Telefonate ein und jedes überflüssige „Wie geht es Ihnen?“ summiert sich zu einer immensen Menge verlorener Arbeitszeit. Deshalb gibt es interne Anweisungen, Telefonate möglichst direkt und ohne Ausschmückungen zu führen.
Was dahinter steckt:
In einem Land, in dem Behörden oft mit enormen Menschenmengen arbeiten, zählt wirklich jede Sekunde. Durch die „Anti-Höflichkeitsregel“ sollen Abläufe effizienter werden, Wartezeiten kürzer und vor allem Überlastung im Callcenter reduziert werden. Natürlich wird niemand abgemahnt, weil er einmal zu freundlich klingt. Aber wer im Amt zum Fünf-Minuten-Smalltalk ansetzt, löst garantiert genervte Blicke.
Wenn der Job richtig Spaß macht oder die Erwartungshaltung hoch ist, neigen viele Menschen in Japan dazu, Urlaub zu vermeiden. Doch genau das wurde zum Problem: Überarbeitung, bis hin zum sogenannten „Karoshi“ (Tod durch Überarbeitung).
Um dem entgegenzuwirken, verpflichtet das Gesetz Arbeitgeber dazu, Beschäftigten mindestens fünf Urlaubstage pro Jahr aktiv zuzuweisen. Nicht anbieten, zuteilen. Wer das als Arbeitgeber nicht umsetzt, riskiert Sanktionen.
Zusammen mit der gesetzlich gedeckelten Überstundenregelung soll dies verhindern, dass Angestellte ihre Gesundheit der Firma zuliebe opfern. Eine gesetzliche Maßnahme, die deutlich macht: eine leistungsorientierte Gesellschaft braucht klare Grenzen, damit Menschen nicht an ihr zerbrechen.
Bürogesetze und Arbeitskulturen wirken im internationalen Vergleich manchmal skurril, von duftfreien Büros in Kanada bis zur kollektiv gepflegten Fika in Schweden. Doch hinter all diesen Regeln steckt ein gemeinsamer Gedanke: Menschen sollen im Büro gut arbeiten können und zwar ohne Stressüberlastung, ohne gesundheitliche Risiken und ohne unfaire Erwartungen.